• Podiumsgespräch mit Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert
und Prof. Dr. Ruth Klüger
• Kranzniederlegung am Mahnmal „Orte des Schreckens“ mit
IAK-Vizepräsident Christoph Heubner
• Auszubildender Linus Bulmahn (19) engagiert sich bei Gedenkstättenarbeit
in Auschwitz
Linus Bulmahn (19), Auszubildender zum Mechatroniker bei Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover, nimmt an Veranstaltungen zum Internationalen Holocaust-Gedenktag teil. Ebenso ist er Teilnehmer an der morgen (Mittwoch, 27. Januar) in Berlin im Deutschen Bundestag stattfindenden Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus. Er folgt damit einer Einladung von Bundestagpräsident Prof. Dr. Norbert Lammert und des Internationalen Auschwitz Komitees (IAK).
Der 27. Januar als Jahrestag erinnert an die Befreiung des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz in Polen durch Soldaten der Roten Armee am 27. Januar 1945. Der Deutsche Bundestag gedenkt an diesem Jahrestag der Opfer des Nationalsozialismus.
Der Auszubildende von Volkswagen Nutzfahrzeuge nimmt zudem an einem Podiumsgespräch mit dem Bundestagspräsidenten und der Hauptrednerin der Gedenkstunde, Professor Dr. Ruth Klüger, teil. Die 84-jährige Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin stammt aus Wien, überlebte Inhaftierungen in Konzentrationslagern, darunter Theresienstadt und Auschwitz, und emigrierte 1947 in die USA, wo sie heute in Kalifornien lebt.
Insgesamt sind 80 Jugendliche zu der Gedenkstunde im Bundestag eingeladen worden, neben Linus Bulmahn auch drei weitere Auszubildende von Volkswagen: Jessica Mülot (22), Industriemechanikerin aus Kassel, sowie Philip Schydlo (23) und Sebastian Techen (20), beide angehende Verfahrensmechaniker für Kunststoff und Kautschuktechnik aus Wolfsburg.
Die Auszubildenden hatten sich zuvor bei der sechstägigen internationalen Jugendbegegnung 2016 (22. bis 27. Januar) intensiv mit dem Thema NS-Zwangsarbeit beschäftigt. Auf dem Programm standen unter anderem Vorträge, Filme, Zeitzeugengespräche sowie die Besichtigung der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora (Nordhausen) – Symbolort für die Zwangsarbeit in den Konzentrationslagern. Ziel war vor allem die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Zwangsarbeit im NS-Deutschland.
Die Auszubildenden beteiligten sich im vergangenen Jahr zusammen mit Berufsschülern aus Polen in Oświęcim (Polen) an der Erhaltung der Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Pädagogisch begleitet und unterstützt wurden sie vom IAK und dessen Vize-Präsident Christoph Heubner.
Bulmahn: „Während des Aufenthalts in der Gedenkstätte Auschwitz wurde mir bewusst, dass Werte wie Freiheit und Gerechtigkeit nicht selbstverständlich sind – und dass wir etwas dafür tun müssen. Nun ist es unsere Aufgabe, diese Eindrücke auch an andere weiterzugeben. Bei den jetzigen Info-Veranstaltungen zum Gedenktag in Berlin habe ich noch mehr über die Gräueltaten des NS-Regimes erfahren. Mich hat es zutiefst bewegt, einem Zeitzeugen, einem NS-Verfolgten, zuzuhören. Der Holocaust darf bei uns Jüngeren nie in Vergessenheit geraten. Wir stehen weiter in der Verantwortung, dass so etwas nie wieder geschieht.“
Andreas Strasser, Ausbilder bei der Volkswagen Akademie Hannover: „Wir fördern dieses Engagement. Gedenkstättenarbeit ist ein wichtiger Aspekt, um Geschichte gegenwärtig zu machen, sie aufzuarbeiten und sie somit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.“
Christian Hildebrand, Personalleiter Werk Hannover: „Das Engagement unserer Auszubildenden auf diesem Gebiet ist besonders lobenswert, da hierdurch eine Gedenkkultur gepflegt wird, die Gefühl und Verstand anspricht. Mit ihrem Einsatz zur Erhaltung der Gedenkstätte setzen sie ein Zeichen und leisten einen wertvollen Beitrag zum mahnenden Gedenken.“
Kranzniederlegung und Vernissage
Am Nachmittag legte IAK-Vizepräsident Christoph Heubner gemeinsam mit den vier Volkswagen Auszubildenden und der polnischen Berufsschülerin Joanna Durkacz (18) am Wittenbergplatz in Berlin einen Ehrenkranz für NS-Opfer nieder.
Der Auschwitz-Überlebende Marian Turski (Warschau) sagte in Berlin: „Das jahrzehntelange Engagement von Volkswagen und seiner Auszubildenden ist einzigartig. Die Gedenkstättenarbeit in Auschwitz ist ein pädagogischer Meilenstein auf dem Weg der Erinnerung. Wir Überlebende sind dankbar, dass diese jungen Menschen uns zuhören. Sie und weitere Mitarbeiter des Volkswagen Konzerns setzen sich mit unseren Erfahrungen aus den Ghettos und Lagern auseinander. Wir hoffen und wünschen, dass sie alle eine Zukunft in Respekt leben können – ohne Ausgrenzung, Hass und Intoleranz. Das ist der Sinn unserer gemeinsamen Arbeit.“
Am Abend nehmen die jungen Frauen und Männer im Beisein der Botschafter Polens und Israels in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand an der Eröffnung der Ausstellung „Lasst unsere Bilder nicht sterben“ teil, die Werke des Maler-Ehepaars Felka Platek und Felix Nussbaum zeigt, die 1944 nach Auschwitz deportiert wurden. Dort verliert sich ihre Lebensspur. Überliefert ist Nussbaums Appell „Wenn ich untergehe, lasst meine Bilder nicht sterben“. Marian Turski und Sebastian Techen sprechen Grußworte.
Gedenkstättenarbeit bei Volkswagen
Die Gedenkstättenarbeit und die Jugendbegegnungen in Oświęcim / Auschwitz sind ein gemeinsames Projekt von Volkswagen (initiiert durch den Betriebsrat, vom Unternehmen ebenso gefördert) und dem Internationalen Auschwitz Komitee. Über 2.700 polnische und deutsche Jugendliche, Berufsschüler sowie Auszubildende aus dem Volkswagen Konzern haben sich in den vergangenen 28 Jahren an Jugendbegegnungen in Polen beteiligt. Gemeinsam haben sie dazu beigetragen, die Gedenkstätte Auschwitz zu erhalten. Seit 2008 haben daran zudem mehr als 350 Meisterinnen und Meister sowie weitere Führungskräfte aus dem Unternehmen teilgenommen. Zum Programm gehören Treffen mit Zeitzeugen und Überlebenden des Holocaust und des NS-Vernichtungslagers Auschwitz. Das IAK begleitet diese Begegnungen und Studienaufenthalte. Sie sind fester Bestandteil der betrieblichen Erinnerungskultur bei Volkswagen, die gleichermaßen von Arbeitnehmervertretung und Unternehmensleitung getragen wird.
Zur Person Linus Bulmahn, Auszubildender Volkswagen Nutzfahrzeuge
Linus Bulmahn (19) wohnt in Wiedensahl/Stadthagen (Niedersachsen). Nach seinem erweiterten Realschulabschluss begann er eine Ausbildung zum Mechatroniker bei Volkswagen Nutzfahrzeuge am Standort Hannover und ist jetzt im dritten Ausbildungsjahr. In seiner Freizeit spielt er im Handglocken-Chor Wiedensahl, mit dem er bereits Auftritte in Hongkong, Taiwan, Südafrika und in den USA hatte. Bulmahn betreibt zudem die Sportart Taekwondo, in der er auch norddeutscher A-Jugendmeister wurde. Der Auszubildende fotografiert in seiner Freizeit gern, dreht eigene Videofilme – auch über die Gedenkstättenarbeit.
