Bernd Thiel (59) ist ein Top-Ausbilder von Volkswagen mit einer besonderen Erfolgsbilanz: Der Wolfsburger bereitete mit dem örtlichen Berufsschullehrer Jürgen Radtke (67) Auszubildende so gut auf die Abschlussprüfungen der Technischen Modellbauer vor, dass vier Nachwuchskräfte das bundesweit beste Ergebnis erzielten und dafür in Berlin als IHK-Bundessieger ausgezeichnet wurden. So ehrte kürzlich Bundesjustizminister Heiko Maas die 22-jährige Dahlyn Heidbrink als Deutschlands beste Technische Modellbauerin des Prüfungsjahrgangs 2015 – nach Michelle Rautmann (2014), Florian Duschanek (2013) und Julia Lansmann (2007).

„Volkswagen stellte vergangenes Jahr so viele Prüfungsbeste wie kein anderes Unternehmen. Fünf IHK-Bundessieger von drei Volkswagen Standorten sowie 14 IHK-Landessieger aus drei Bundesländern sprechen für die Top-Qualität der praxisbezogenen Berufsausbildung bei Volkswagen“, betonte Christoph Görtz, Leiter der Volkswagen Berufsausbildung in Wolfsburg. „Die duale Berufsausbildung der Technischen Modellbauer hier in Wolfsburg ist dafür ein besonders herausragendes Beispiel. Unser Dank und unser Respekt gilt dem Erfolgs-Tandem Thiel und Radtke“, sagte Görtz bei einem kurz vor Weihnachten arrangierten Abschiedstreffen für Thiel mit „seinen“ vier IHK-Bundessiegern in der Lernwerkstatt.

Bei allen Erfolgen bleibt Thiel ruhig und bescheiden. Für jeden Betrieb sei es eine besondere Ehre und Auszeichnung, einen IHK-Landessieger oder eine Bundessiegerin hervorzubringen. Thiel: „In der dualen Berufsausbildung brauchen Ausbilder und Berufsschullehrer den ständigen Austausch. Sie sollten sich oft aus eigenem Antrieb treffen.“ So hielten es Ausbilder Thiel und Berufsschullehrer Radtke von der Berufsbildenden Schule II in Wolfsburg. Sie arbeiteten 20 Jahre eng zusammen, wurden über die Zeit zu Freunden und freuten sich gemeinsam über erfolgreiche Auszubildende.

„Auszubildende mit sehr guten Abschlüssen zeigen viel Engagement, Leistungswillen und Teamgeist“, sagt Thiel. „Bei Volkswagen stehen ihnen deshalb viele Wege offen, um sich persönlich weiterzuentwickeln und beruflich voran zu kommen.“
Thiel hat diese Erfahrung selbst gemacht. Nach seiner Ausbildung arbeitete er zehn Jahre in seinem erlernten Beruf. „Im Modellbau habe ich mein Wissen vertieft und viel Berufserfahrung gesammelt.“ Modellbauer stehen am Anfang der Fahrzeug-Entwicklung, arbeiten mit Designern zusammen und bauen an Showcars mit. Dabei kommt es auf Präzision an – eine Leidenschaft, die Thiel zur Qualitätskontrolle und Endabnahme im Werkzeugbau führte.

Schon bei der Betreuung der ersten Schülerpraktikanten zeigte sich sein Talent im Umgang mit jungen Menschen. Spezielle Schulungen wie Rhetorik, Präsentationstechniken und Training vor der Kamera bereiteten ihn auf den Wechsel in die Berufsausbildung vor. Mit der Unterstützung von Volkswagen bildete sich Thiel zum Techniker und Industriemeister weiter und absolvierte schließlich die Ausbildereignungsprüfung.

Nach insgesamt 44 Jahren Berufstätigkeit für Volkswagen, davon zuletzt 28 Jahre als Ausbilder, blickt Thiel auf den Beginn seiner Volkswagen Karriere zurück: „Als 15-Jähriger begann ich die Lehre zum Modelltischler, ein Vorgängerberuf des späteren Modellbau-Mechanikers und des heutigen Technischen Modellbauers.“ Die Änderungen der Berufsbezeichnungen und Prüfungsordnungen spiegeln zum einen den Wandel des Berufsbildes wider, vor allem die Fortschritte bei Entwicklungs- und Bearbeitungstechniken im Modellbau durch neue Werkstoffe. „Zu meiner Lehrzeit war Holz der primäre Werkstoff“, berichtet Thiel. Computer, CAD-Konstruktion oder Animationssoftware gab es damals noch lange nicht. Thiel sagt: „Wir arbeiteten mit Konstruktionszeichnungen, die manchmal bis zu sechs Meter lang waren.“

Thiel ist überzeugt, dass die fortschreitende Digitalisierung Beruf und Ausbildung der Technischen Modellbauer weiter wandeln wird, nicht jedoch das zugrunde liegende Anforderungsprofil. „Technische Modellbauer werden die Übersetzer von der zweiten in die dritte Dimension bleiben.“ Auch digitale Zeichnungen mit und ohne 3D-Animation müssten in reale dreidimensionale Modelle und Körper übertragen werden. Insbesondere im Prototypenbau seien dafür nach wie vor Experten mit guten handwerklichen Fähigkeiten und überdurchschnittlichem räumlichen Vorstellungsvermögen gefragt.

Am 9. Januar 2016 wird Thiel seinen 60. Geburtstag feiern und in die passive Phase der Altersteilzeit starten. Volkswagen bleibt er weiter treu: Kürzlich erfüllte er sich einen Jugendtraum und kaufte einen Volkswagen Iltis, Baujahr 1980. Als leidenschaftlichen Brandungsfischer, Hochseeangler und Camper wird es ihn nun öfter nach Fehmarn ziehen, wo der Wohnwagen von Ehepaar Thiel steht – dort hatten sie auch schon Besuch vom „Kollegen“ Radtke mit Frau, auch ehemalige Auszubildende schauten dort zum Grillabend an der Ostsee vorbei.