Volkswagen wird derzeit aufgrund des nachgewiesenen Betruges von allen Seiten unter Beschuss genommen. Nun gibt es bereits Kollegen, die der Meinung sind man solle die Sache nicht so hoch aufhängen und die Kirche im Dorf lassen. Unter anderem wird dieser Standpunkt von Dirk Müller einem Börsenexperten bei N-TV vertreten. Er sagt „Wir überspannen den Bogen wirder maßlos“

Nun ist es tatsächlich nicht von der Hand zu weisen, die Medienlandschaft in unserem Land macht gern Jagd auf Alles und Jeden der ein wenig strauchelt und stellt im Zweifel auch noch ein Bein zum stolpern. Wenn man sich die Hetzjagd auf einen anderen Niedersachen (Christian Wulff) ansieht und welche der vielen Vorwürfe am Ende Bestand hatten, dann wünscht man sich als Sympathisant der Marke VW durchaus es möge diesmal auch wieder so ausgehen.

Obwohl von jeder neuen Sau, die durchs Dorf getrieben wird inzwischen auch ein wenig gelangweilt von diesen Hypes muss ich an diesem Punkt anerkennen und sagen : VW hat den Bogen überspannt!

Diesmal kann die Presse derm Thema gar nicht genug Aufmerksamkeit schenken, denn die aktuellen Ermittlungen und Klagen von allen Seiten gegen die „Deutschland AG“ haben das Potenzial um deren Ende in der bestehenden Form auszulösen.
Bei nüchterner Betrachtung der Fakten, ohne moralischen Zeigefinger ergibt sich folgendes Bild:

 

mögliche MAXIMALE Forderungen gegen Volkswagen, ohne diese den einzelnen Tochteruntenehmen zuzuweisen. Es ist davon auszugehen, dass die VW AG sich nicht darauf zurückziehen kann eine US Tochter in die Pleite zu führen und mögliche Straf- und Schadenersatzzahlungen nicht zu übernehmen. Da es sich im Forderungen aus Straftaten handelt wäre der US Markt auf Jahre hinaus gestorben.

 

  1. Strafzahlung an die EPA bis zu 18.000.000.000 USDollar (realistisch sind allerdings eher 1/3 da VW kooperiert)
  2. Schadenersatzforderungen der betroffenen Halter (mögliche Rückkaufangebote etc)
    1. weltweit 11.000.000 betroffene PKW. Da die Fahrzeuge nach dem Rückkauf nicht Null wert sind wird an dieser Stelle lediglich ein Verlust von 2.500€/Fahrzeug angenommen= 27.500.000.000€
  3. Schadenersatzforderungen von Anlegerschutzverbänden. Hier wurden bereits Sammelklagen in den USA eingereicht mit einem gesamten Klagewert über 35.000.000.000 USDollar
  4. Nachrüstkosten für die betroffenen Fahrzeuge. Hier wird lediglich der Betrag angesetzt, den VW hätte aufwenden müssen, wenn die Fahrzeuge direkt ab Werk entsprechend ausgerüstet worden wären.  Dieser liegt bei ca. 100USDollar je Fahrzeug= 1.100.000.000
  5. Schadenersatzforderungen von Umweltverbänden und Behörden zur Beseitigung von umweltrelevanten Schäden (als Maßstab kann hier Shell dienen, auch wenn die aktuelle Verschmutzung weniger augenscheinlich ist. Die Werte wurden um den Faktor 40! überschritten): geschätzte Gesamtkosten (Quelle: Greenpace USA) 25.000.000.000 USDollar
  6. Anwalts – und Gerichtskosten weltweit. Auch hier dient Shell nach dem Unglück vor der US Küste als Vergleich: Verfahrenskosten damals 2.700.000.000 USDollar

 

Zusätzlich zu diesen direkten Kosten addieren sich indirekte Kosten wie ein nachlassendes Geschäft in den USA, Vertrauensverlust weltweit, eingestellte Werbekampagnen usw. . Diese Liste lässt sich fast beliebig fortsetzen.

 

Die reinen Schadenszahlungen für VW liegen also weltweit bei ca. 95.000.000.000€ (95 Milliarden!)

 

Das Eigenkapital von Volkswagen betrug zum Bilanzstichtag des Jahres 2014 lediglich rund 91 Millarden €. Ein Teil davon liegt auch lediglich als Bürgschaft bzw. eigenkapitalähnliche Einlage des Landes Niedersachen vor.
Selbst wenn man davon ausgeht, dass VW die gesamten Zahlungen aus laufenden Einnahmen bestreiten kann wird der Konzern durch diese extreme Schwächung des Eigenkapitals und der Folgen für den Haushalt des Landes Niedersachen mit seiner Sperrminorität zu einem echten Übernahmekandidaten.
Aus der heutigen Sicht es ist auch aufgrund der über Jahre andauernden nicht korrigierten Verfehlungen mit hoher krimineller Energie wahrscheinlich, dass sich in der Struktur von VW etwas grundlegend ändert. Letztlich wurde auf Kosten der Marke „Made in Germany“ und auf die Gefahr von Gesundheitsschäden hin schneller Profit gemacht.

Diese Mentalität passt ganz und gar nicht zu einer Deutschland AG und einem angeblich verantwortungsvollem Konzern. Die nun eingeleiteten Strafverfahren sind folgerichtig.

Dabei sollte jedoch nicht die eigentliche Hauptperson vergessen werden. Die gesamte aktuell fragliche Motorengeneration wurde unter dem Vorstandsvorsitzenden Ferdinand Piech entwickelt.

Der Zeitpunkt und die Art und Weise des aufflammens dieses Konfliktes lässt Erinnerungen an Kaiser Nero aufkommen. Es scheint als würde Herr Piech lieber alles brennen sehen, als einen neuen Kaiser zu dulden.

 

Nico Gerum